Markus Kienast
Markus Kienast Gemeinderat in Groß Gerungs

Stadtpark Groß Gerungs bringt wirtschaftliche Wiederbelebung

Stadtpark Groß Gerungs bringt wirtschaftliche Wiederbelebung

Seit mindestens zwei Jahrzehnten lässt sich ein Aussterben und schleichender Verfall Waldviertler Stadtzentren beobachten. Fehlende Angebote im Bereich der höheren Bildung und an hochqualifizierten Arbeitsplätzen, aber auch ein langsames Austrocknen der Kulturszene und eine nicht vorhandene Willkommenskultur gegenüber Ideen aus der Bevölkerung, sowie eine fatale politische Selektionspolitik könnten neben anderen Faktoren mögliche Ursachen für die stetige Abwanderung aus dem Waldviertel gewesen sein.

Die in NÖ vorherrschende Partei hat es offensichtlich nicht geschafft, der kontinuierlichen Abwanderung tragfähige Konzepte entgegenzusetzen. Und so mancher Stadtfürst trägt nach wie vor aktiv oder durch wiederholte Beteuerungen, nicht zuständig zu sein, zu einer weiteren Zerstörung der bereits angeschlagenen Stadtkerne bei.

Stadt ist Lebensraum - ein Ort der Begegnung, des Verweilens, des Handels, und da, wo man lebt und arbeitet, da braucht es auch Platz zum Genießen und Entspannen. Traditionell erfüllen diese Funktion Stadtpark, Hauptplatz oder Promenaden. Sie dienen Bewohnern wie auch Gästen als Erholungsort und sind für letztere gleichsam eine Visitenkarte der besuchten Stadt, die ihnen das Wesen seiner Gastgeber offenbaren.

Neuerdings schicken sich immer mehr Städte an, ihre Vergnügungsviertel und Einkaufsstraßen mit parkähnlichen Elementen zu verschmelzen. Die neu entstandenen Flaniermeilen sind verkehrsberuhigt und begrünt, durchsetzt mit Gastgärten, Geschäften, Läden und unterschiedlichsten Verweilzonen.

Und eines haben sie alle gemeinsam: Sie werden von Bewohnern wie Gästen dankbar angenommen, entwickeln sich umgehend zu pulsierenden Lebensadern der Stadt, erhöhen nachhaltig die Lebensqualität, beflügeln das Wirtschaftsleben und heben den Wert der angrenzenden Immobilien.

Nach dem Abzug von BIPA, Post, Volksbank und Rialto birgt eine Aufwertung des Hauptplatzes die Chance, die wenigen noch verbliebenen Geschäfte zu erhalten und neuen Unternehmen eine Ansiedlung schmackhaft zu machen. Denn wo sich Menschen gerne aufhalten, da lässt sich auch etwas verdienen.

Das Herz der Stadt wird zum Kommunikationsmittelpunkt. Historisches Ambiente - Hausfassaden mit ihren historischen Steinbänken, Brunnen, Pranger, Mariensäule - werden ergänzt durch eine begrünte, blühende Fußgängerzone mit vielen frei zugänglichen Sitzgelegenheiten, Freiluftschach, Spielgeräten für Kinder und ausreichend Platz für Gastgärten der ansässigen Gastronomie. Skulpturen lokaler Künstler und eine Bepflanzung, die der Natur des Waldviertels entspricht, runden das Bild ab.

Die ganze obere Hälfte des Hauptplatzes wird Fußgängerzone bzw. Stadtpark, nur mehr für Feuerwehr, Einsatzfahrzeuge und Lieferanten zufahrbar. Auf der unteren Ebene können überall da, wo vorher Zufahrten nach oben waren, neue Parkplätze entstehen. Zusätzliche Parkplätze werden im Rahmen des Ärztehausprojekts “Kaufmann-Haus” (Hauptplatz 16) hinter dem Gemeindeamt geschaffen. Diese würden dann (vernünftige Planung vorausgesetzt) mittels eines Lifts vom Hauptplatz aus barrierefrei zugänglich gemacht, eine Maßnahme, die man offenbar bei der Neugestaltung des Gemeindeamts vergessen hat. An Abstellplätzen wird es folglich nicht mangeln, denn zusätzlich gibt es ja auch noch Parkmöglichkeiten bei SPAR und Weingartner.

Die Durchzugsstraße des bisherigen Verkehrs bliebe in seiner derzeitigen Form grundsätzlich unberührt. Mit einer Reduzierung der Durchfahrtsgeschwindigkeit auf 30 km/h kann allerdings eine eklatante Qualitätssteigerung der Zentrumsatmosphäre erreicht werden. Als Beispiel für die gelebte Praxis dient die steirische Stadt Neumarkt am Neumarkter Sattel, auch dort wird der begrünte Hauptplatz durch eine Dreißigerbeschränkung der B317 wesentlich entlastet und damit aufgewertet.

Gestalterisch notwendig ist der teilweise Rückbau von für das Ortsbild schädlichen Betonkörpern, allen voran der misslungenen Bushaltestelle, die von der Bevölkerung liebevoll als “Klagemauer”, “Senkgrube” oder “Halbbunker” tituliert wurde und gegen deren bestechenden Charme selbst die besten Malereien unserer Schulkinder nichts auszurichten vermögen. Weiters gilt es, diverse Stahltraversen, Glas- und Edelstahlkonstruktionen zu entfernen und die Flächen am Hauptplatz für eine Nutzung als Park, für Gastgärten und Veranstaltungen weitestgehend zu begradigen.

Die Pflege und Erhaltung der Parkanlage könnte in Form eines Sozialprojektes erfolgen. Viele sozialpädagogische Projekte suchen nach sinnvollen Beschäftigungsmöglichkeiten für ihre Klienten.

Es ist höchste Zeit, die weitere Entwicklung unserer Stadt von der Fleckerlteppich-Strategie der ÖVP zu erlösen und an einem städteplanerischen Gesamtkonzept auszurichten. Es ist höchste Zeit, unserem dahinsiechenden Zentrum mit mutigen Ideen neues Leben einzuhauchen. Es ist höchste Zeit für neue Gesichter in der Gemeindepolitik, Menschen, die nicht von Hochmut geleitet sind, sondern sich dem Wohle der Gemeinschaft verpflichtet fühlen. Es ist Zeit für einen Neuanfang!

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