Neue Wege in der Gesundheitsversorgung
Miet-Kauf Option für Ordination in Container-Bauweise schafft wirtschaftlichen Anreiz
In der Stadtgemeinde Groß Gerungs sind derzeit zwei von drei Krankenkassenstellen für Allgemeinmediziner unbesetzt. Die daraus resultierende Unterversorgung in der medizinischen Betreuung spüren die Gerungser tagtäglich. Der ehemalige Bürgermeister hat es versäumt, Groß Gerungs adäquat auf einen absehbaren Generationswechsel unserer Ärzteschaft vorzubereiten. Es fehlt an attraktiven wirtschaftlichen Anreizen, um neue Ärzte auch langfristig zu binden.
Derzeit suchen sechzehn weitere niederösterreichische Gemeinden praktische Ärzte. Wenn Groß Gerungs sich gegenüber den anderen Gemeinden in seinem Bemühen um einen Ärzte-Zuzug durchsetzen möchte, sollte sich unser Angebot an Attraktivität deutlich von den anderen abheben.
Zu diesem Zwecke präsentiert die Bürgerliste GERMS ein Konzept, das nicht nur kurzfristig die medizinische Versorgung sicherstellen, sondern mit wirtschaftlichen Anreizen auch eine dauerhafte Ansiedlung neuer Ärzte absichern soll.
Flexible Ärztebeschäftigung
Kurzfristig soll die ärztliche Versorgung verbessert werden, indem man sich um Ärzte umschaut, die bereits anderswo beschäftigt sind (zB. in einem Krankenhaus). Diese könnten zusätzlich jeweils einen Tag Dienst in Groß Gerungs leisten.
Zeitlich ist das für Krankenhausärzte machbar, weil diese inkl. aller Nacht- und Bereitschaftsdienste nur noch 48 Stunden pro Woche im Krankenhaus arbeiten dürfen. Außertourliche Tätigkeiten werden hier aber nicht eingerechnet. Es bleibt also oft Zeit für Wahlarztpraxen, Notarztdienste oder eben Unterstützungs- und Vertretungsdienste in Groß Gerungs.
Dass so ein Modell praktikabel ist, haben uns mehrere, darunter behördlich gut vernetzte Ärzte bestätigt und von guten Erfahrungen mit diesem Modell in anderen Ortschaften berichtet. Regulatorisch sehen sie kein Hindernis, weil Ärzte mittlerweile andere Ärzte anstellen und sich bis zu 50 % der Gesamtarbeitszeit vertreten lassen dürfen.
Langfristig könnte man solche Dienste im Ausmaß einer ganzen Krankenkassenstelle organisieren, um vorerst Frau Dr. Lieb zu unterstützen. So könnte die ärztliche Versorgung in Groß Gerungs akut verbessert werden. Zukünftig könnten diese Teilzeit-Ärzte unter einem neuen, in Gerungs niedergelassenen Arzt arbeiten. Daraus ergäbe sich auch ein wirtschaftlicher Anreiz für den Vollzeit-Arzt, vor allem in Kombination mit dem zweiten Teil unseres Konzepts.
(Photo: Containex)
Innovatives Miet-Kauf-Modell
Zweiter Teil des Konzepts der Bürgerliste GERMS ist nämlich ein Miet-Kauf-Modell. Die Gemeinde oder private Investoren errichten in Container-Bauweise ein kostengünstiges Ordinationszentrum. Der Arzt erwirbt dieses Gebäude dann über einen Zeitraum von 15-20 Jahren durch seine regelmäßigen Mietzahlungen, die gleichzeitig als Ratenzahlungen fungieren.
Ein Gebäude in Container-Bauweise schlägt mit nur 1.500 € pro m² Fläche zu Buche - konventioneller Bau oder Renovierung sind um ein Vielfaches teurer. Eine 200 m² Ordination kann also für 300.000 € errichtet werden. Bei einem Mietzins (Ratenzahlung) von etwa 10 € am m² (2.000 € Monatsmiete) kann das Gebäude inkl. Zinsen und Spesen also in 15-20 Jahren abbezahlt werden.
Bezugsfertig in 4 1/2 Monaten
Die Container-Bauweise eignet sich hervorragend für Ordinationen und muss sich auch in Sachen Ästhetik nicht verstecken. In der Gemeinde Matzleinsdorf-Zelking bei Melk (Foto auf der Titelseite) oder in der Gemeinde Kukmirn im Burgenland sind solche Ordinationen bereits in Betrieb. Bad Vöslau hat kürzlich erst verlautet, ebenfalls eine Ordination in Container-Bauweise errichten zu wollen. Die Gebäude sind ab Bestellung in nur viereinhalb Monaten lieferfertig und in nur zwei Tagen betriebsfertig aufgestellt. Sie sind barrierefrei, können jederzeit erweitert werden - sowohl horizontal als auch mit einem zusätzlichen Geschoss - und selbst Photovoltaik-Anlagen sind im Set fix fertig vorkonfektioniert für diese Bauten erhältlich.
(Photo: Containex)
15-20 Jahre Amortisierung
Für den Arzt bedeutet das: 15-20 Jahre normale Miete zahlen, dann gehört das Gebäude ihm. Bis zur Pension steht ihm das Gebäude dann mietfrei zur Verfügung, wodurch sich sein Einkommen signifikant verbessert. Werden die Räumlichkeiten auch von anderen Ärzten genutzt, verbessert sich der Ertrag zusätzlich. Geht der Miet-Käufer dann in den Ruhestand, kann sein Nachfolger das Gebäude ebenfalls im Miet-Kauf erwerben. Das sollte auch vertragliche Bedingung für das Miet-Kauf-Modell sein, damit der Anreiz auch die Nachfolger an Gerungs bindet. Verlässt ein Arzt Groß Gerungs, bevor der Miet-Kauf abgeschlossen ist, so wird die gezahlte Miete nicht als Raten auf einen Kauf angerechnet, sondern gilt als ganz normale Miete. Der Miet-Kauf-Bonus wird im also nur zuteil, wenn er bleibt.
In Volksbank-Gebäude nicht umsetzbar
Dass eine Umsetzung so eines Modells im Volksbank-Gebäude angesichts der erwarteten Herstellungskosten von 4 Mio € nicht machbar ist, steht außer Frage. Diese Immobilie wieder abzustoßen, sollte jedoch kein Problem darstellen, da es dafür 5-6 weitere Kaufinteressenten gab. Einer von ihnen hatte vor, im Erdgeschoss ein Geschäftslokal zu betreiben und im ersten Stock mehrere Start-Wohnungen zu schaffen. So ein Projekt wäre äußerst wünschenswert für die Belebung des Stadtkerns.
Als Standort für die neue Ordination in Container-Bauweise schlagen wir den Kreuzberg direkt neben der ASBÖ Dienststelle vor. Notarzt und Krankentransport im Nachbarhaus, wie auch die Nähe zum Herz-Kreislauf-Zentrum und genug Platz für etwaige Erweiterungen machen den Standort ideal für das Projekt. Die Ordination sollte ausreichend dimensioniert werden, um Platz für zwei Allgemeinmediziner zu bieten, die sich Warteraum, Anmeldung und das Team teilen. Einer von ihnen agiert als Hauptmieter und Käufer, während zusätzliche Allgemeinmediziner sowie Fach- oder Wahlärzte die Möglichkeit haben, bei ihm in Untermiete zu gehen oder das Team des Haupt-Mieters zu verstärken.
Mangel an Ordinationen sekundär
Dreh- und Angelpunkt des Konzepts der Bürgerliste GERMS ist also die Schaffung eines monetären Anreizes für einen Ärzte-Zuzug. Grund für einen ausbleibenden Ärzte-Zuzug ist ja nicht ein Mangel an Ordinationsflächen - solche sind ja zB. im Haus von Dr. Bayerl nach wie vor verfügbar. Der Bau eines Ärztezentrums alleine greift also zu kurz.
Nicht nur Flächen, sondern Anreize schaffen
Das Konzept der Bürgerliste GERMS adressiert hingegen die zwei wesentlichen Problemstellungen. Es begegnet dem generellen Ärztemangel am Arbeitsmarkt mit einem grundsätzlich anderen Beschäftigungskonzept und schafft einen überzeugenden wirtschaftlichen Anreiz durch ein Miet-Kauf-Modell, das uns im Werben um einen zusätzlichen niedergelassenen Arzt den nötigen Wettbewerbsvorteil verschaffen soll.
Es gibt das Sprichwort, “Wer einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel”. Insofern verständlich, wenn ein Ziviltechniker als Lösung jedes Problems ein 4 Mio Bauprojekt sieht. Die Bürgerliste GERMS empfiehlt hingegen, die Herausforderungen umfassend zu durchleuchten und ihnen mit vielschichtigen Lösungsansätzen zu begegnen.